Warum dein Erröten niemanden etwas angeht

Warum wir glauben, wir müssten antworten

Viele Menschen mit Errötungsangst kennen das Gefühl, immer auf Fragen reagieren zu müssen.
„Wenn jemand etwas fragt, muss ich ja wohl antworten.“
Diese automatische Reaktion kommt nicht von ungefähr: Wir wurden oft so erzogen.
Freundlich sein, nicht anecken, anderen keine unangenehmen Gefühle machen.

Doch das führt dazu, dass wir uns selbst ständig übergehen. Wir geben Informationen, die wir eigentlich gar nicht geben wollen. Tun es aber trotzdem.

Warum manche Fragen übergriffig sind

Es gibt Themen, die einfach zu persönlich sind – ob es nun um dein Erröten, deinen Beziehungsstatus oder deinen Kinderwunsch geht.
Menschen fragen oft aus Interesse, aber sie wissen oft nicht, was sie damit in dir auslösen können.
Vielleicht triggert dich eine Frage, weil du sie schon hundert Mal gehört hast. Oder weil sie ein Thema berührt, das weh tut.

➡️ Du darfst dich schützen.
➡️ Du darfst Nein sagen.
➡️ Du darfst entscheiden, wie viel du preisgeben möchtest.

Das ist keine Unhöflichkeit. Das ist Selbstfürsorge.

Du hast immer eine Wahl

Wenn dich jemand auf dein Erröten anspricht, dann darfst du dir bewusst machen:
Du entscheidest, ob du antwortest, wie du antwortest – oder ob du gar nicht antwortest.

Hier ein paar mögliche Reaktionen:

• „Danke für deine Beobachtung, aber das ist nichts, worüber ich sprechen möchte.“

• „Ich weiß, es fällt auf – aber es ist nichts Schlimmes.“

• Oder einfach: Gar nichts sagen.

Stille ist manchmal die stärkste Antwort.

Denn was zählt, ist, dass du bei dir bleibst. Dein Erröten macht dich nicht weniger kompetent, sympathisch oder stark. Es ist eine körperliche Reaktion – nicht dein Persönlichkeitsmerkmal.

Grenzen setzen ist wie ein Muskel

Abgrenzung ist eine Fähigkeit, die man trainieren kann.
Am Anfang fühlt es sich vielleicht ungewohnt an, vielleicht sogar falsch.
Du denkst: „Oh je, jetzt war ich bestimmt unfreundlich.“

Doch mit der Zeit wird es leichter.
Jedes Mal, wenn du Nein sagst, stärkst du deinen Selbstwert.
Du lernst, dass du dich nicht erklären musst – weder für deine Röte noch für deine Grenzen.

Und das Schöne ist:
Wenn du klar deine Grenzen zeigst, inspirierst du andere, dasselbe zu tun.

Mein persönliches Learning

Ich war viele Jahre die Frau, die immer auf sämtliche Fragen antwortete oder es zumindest versuchte.

Heute weiß ich:

Ich darf entscheiden, wem ich Einblick in mein Inneres gebe.
Ich darf auch sagen: „Darüber möchte ich nicht sprechen.“
Damit wahre ich meine eigene Grenze und gehe nicht für jemand anderen darüber.